Musikverein Harmonie Balzhofen e.V.

 

Kramsach – ein neues Kapitel in unserer Vereinsgeschichte

Beim 62. Balzhofener Pfingstmusikfest lernten die Balzhofener Musikerinnen und Musiker die Bundesmusikkapelle Kramsach kennen. Nach dem beeindruckenden Frühschoppenkonzert, das die Tiroler unter ihrem Kapellmeister Leo Salzburger den Blasmusikfans am Pfingstmontag im Balzhofener Festzelt servierten, fieberten die Balzhofener ihrer „Revanche“ in Tirol förmlich entgegen. Vom 11. bis 13. Juli war es endlich soweit: zwei Reisebusse machten sich in Balzhofen am frühen Freitagmorgen auf den Weg ins etwa 450 Kilometer entfernte Kramsach.

Nach einer reibungslosen Busfahrt, während der noch ausgiebig am Gesang der Tiroler Hymne „Dem Land Tirol die Treue“ gefeilt wurde, erreichten die Badener Kramsach, das Seendorf Tirols. Gestärkt durch ein deftiges Mittagessen beim „Luchnerwirt“ konnten anschließend die Quartiere bezogen werden. Eine Busfahrt ins nahe gelegene Innsbruck bot abends die Möglichkeit zum Stadtbummel. Als Highlight entpuppte sich das Promenadenkonzert im Innenhof der Kaiserlichen Hofburg. Die konzertierende Trachtenmusikkapelle Bad Wimsbach-Neydharting spielte Werke von Händel, Strauss, Bernstein und Suppé - Blasmusik auf höchstem Niveau vor imposanter Kulisse und bei freiem Eintritt.


 

Eine Zeitreise in den bäuerlichen Alltag des Tirols vergangener Jahrhunderte erlebten die Balzhofener am Samstag durch den Besuch des Freilichtmuseums „Tiroler Bauernhöfe“, ganz in der Nähe von Kramsach. Insgesamt vierzehn alte Bauernhäuser nebst Mühle, Schmiede, Kapellen und altem Schulhaus, die mit großer Sorgfalt an ihrem ursprünglichen Standort ab- und in der ruhigen Lage nahe der Kramsacher Seen wieder aufgebaut wurden, ermöglichten beeindruckende Einsichten in das arbeits- und entbehrungsreiche Leben der Tiroler Landbevölkerung.

 


Nachdem vor einem der imposanten Bauernhäuser das obligatorische Gruppenfoto im Kasten war, teilte sich die Gruppe: während ein Bus zu einem Stadtbummel ins nahe gelegene Rattenberg, der kleinsten Stadt Österreichs aufbrach, steuerte die andere Gruppe eine Bergbahnfahrt zum Sonnwendjoch an. Trotz des etwas unbeständigen Wetters boten sich den Ausflüglern dort wunderschöne Ausblicke. In der Bergstation wurde zu Bier und Tiroler Gröschdl auch eine zünftige Livemusik auf der Steirischen geboten. Die Gruppe, die sich für den Stadtbummel in Rattenberg entschieden hatte, steuerte zielsicher ein Trachtenmodegeschäft an. Wie es der Zufall wollte, war dort gerade der vierteljährliche „Wasserschaden“ mit den entsprechenden Nachlässen eingetreten. Von der Chefin bestens beraten versorgten sich einige Balzhöfner mit der einschlägigen Trachtenmode, so dass einem Festabend in stilechter Aufmachung nichts mehr im Wege stand.

 


Der bis dahin bereits rundum gelungene Tag wurde durch das Abendprogramm noch getoppt. Im Volksspielhaus am Kramsacher Festplatz fand als Auftakt zum Jubiläumsfest des 195-jährigen Bestehens der Bundesmusikkapelle Kramsach das „Ganggalbichler-Fest“ statt. Die „Ganggalbichler“, eine sechsköpfige, auf jeden technischen Schnickschnack verzichtende Tanzlmusig aus Kramsach, verstand es hervorragend, das zahlreich erschienene Publikum zu unterhalten. Bezaubernde Verstärkung hatten sich die „Ganggalbichler“ mit der „4kleemusig“ geholt, einer aus vier jungen Damen bestehenden Stubenmusik, die sich mit Geige, Harfe, Kontrabass, Hackbrett und Gesang ganz der traditionellen alpenländischen Volksmusik verschrieben haben. Der gerade einmal 16 Jahre alte David Siebenhofer aus der Obersteiermark, steuerte mit seiner meisterlich gespielten Steirischen Harmonika eine weitere musikalische Facette bei. Bereits als 12-Jähriger zum besten Nachwuchs-Harmonikaspieler der Steiermark gekürt, entlockte David Siebenhofer beim Ganggalbichlerfest seiner Steirischen ein wahres Feuerwerk an Walzern, Ländlern, Boarischen und Polkas. Viele Balzhöfner schwangen an diesem Abend das Tanzbein, stilecht in Krachlederne und Dirndl gekleidet. Mit Bier und Grillhendl bestens versorgt, erlebten die Balzhöfner einen in jeder Hinsicht genussvollen Abend. Lediglich der servierte Sauerkrautschnaps wurde übereinstimmend als gewöhnungsbedürftig beurteilt und wird unter den an aromatische Obstbrände gewöhnten badischen Gaumen wohl keine Liebhaber mehr finden.

 


Mit der Teilnahme an der Feldmesse begann am Sonntagmorgen der letzte Tag der Tirolreise. Eine neue Erfahrung war es für die Balzhofener Musikerinnen und Musiker, mit Marschmusik zum Gottesdienst einzumarschieren. Angeführt von einer kleinen Honoratiorendelegation und gefolgt von der Bundesmusikkapelle Kramsach, einen Fahnendelegation des Gesangvereins, der Schützenkompanie Kramsach und schließlich dem Musikverein „Harmonie“ Balzhofen bewegte sich der Zug zum Festgelände, an dessen Rand die Gruppen Aufstellung nahmen.

 


Die musikalische Umrahmung des unter freiem Himmel gefeierten Gottesdienstes übernahm die Bundesmusikkapelle Mariatal. In seiner Predigt stellte Pfarrer Alois Ortner die Musik und das Jubiläum der Bundesmusikkapelle Kramsach in den Mittelpunkt und bezeichnete die Musikkapellen als „Schulen der Kameradschaft und des Zusammenlebens“. Ein mächtiger Schreck fuhr den Balzhöfner Gottesdienstbesuchern in die Glieder, als die Schützenkompanie während der Messe ihre Gewehre anlegte und zweimal eine ohrenbetäubende Salve abfeuerte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt waren alle endgültig wach und zum Ende des Gottesdienstes hatte sich das Pfeifen in den Ohren soweit gelegt, dass die Musikerinnen und Musiker aus Balzhofen endlich in das seit langem erwartete Frühschoppenkonzert starten konnten.

 


Patrick Groß hatte in erster Linie volkstümliche und stimmungsträchtige Titel zusammengestellt, aber auch einige aktuelle Poptitel im Gepäck. Vor einem gut gelaunten Publikum drehten die Balzhöfner sofort voll auf. Moderator Andreas „Friedel“ Friedmann kündigte eine Polka nach der anderen an und fand dazwischen immer wieder auch Gelegenheit, dem Kramsacher Publikum den Ort Balzhofen und seinen Musikverein vorzustellen. Mit einigen Showeinlagen wurde dem in der Sonne sitzenden Publikum noch weiter eingeheizt. Ein Höhepunkt war dabei die „Schwarzwaldmarie“, bei der als besonderer Augenschmaus zunächst die „Schwarzwaldmartina“ Martin Schulz einen kurzen Gastauftritt hatte, bevor dann vier hübsche junge Balzhöfner Musikerinnen im Dirndl und Bollenhut eine zackige Choreographie aufführten und das Publikum zum Mitklatschen animierten.

 


Besonderen Glanz verlieh dem Frühschoppenkonzert einmal mehr Andreas Friedmanns Piccolo-Trompetensolo „Arrival“, das er als Frontmann in astreiner Intonation zu Gehör brachte. „Von Freund zu Freund“ hielten Flügelhornist Nils Schulz und Tenorhornist Joachim Kühnhöfer musikalisch Zwiesprache. Ein Beatles-Revival erlebten die Zuhörer bei Erik Künstels Posaunensolo „Hey Jude“. Bei der „Südböhmischen Polka“ mischten die Flügel- und Tenorhornisten das Publikum auf, indem sie sich auf Tische und Bänke stellten und das Trio auswendig zu Ende bliesen. Nicht fehlen durften natürlich die zwei Hymnen „Dem Land Tirol die Treue“ und „Hoch Badnerland“. Letztere wurde unter dem Gastdirigat von Kapellmeister Leonhard Salzburger gespielt.

 


Mit der zu Herz gehenden Polka „Wir Musikanten“ verabschiedete sich die Balzhofener Musikkapelle von einem großartigen Publikum. Durch die Trio-Melodie musikalisch untermalt rezitierte Joachim Kühnhöfer den Liedtext der Polka, „Wir Musikanten vereint durch Spiel und Gesang, sind befreundet ein Leben lang“ und lies damit keinen Zweifel an der Bereitschaft, auf Wunsch jederzeit wieder gerne nach Kramsach zurückkehren zu wollen. In die gleiche Kerbe schlug anschließend auch Obmann Norbert Ascher, der ebenfalls den ersten Schritt für den Beginn einer musikalischen Freundschaft getan sah. Nach dem Frühschoppenkonzert wurden eilends die Bierkrüge gefüllt und der Hunger gestillt. Gegen 14.45 Uhr machten sich die beiden Busse wieder auf den Rückweg in die badische Heimat, wo sie um 20.40 Uhr ankamen, gerade noch rechtzeitig um Anpfiff des Fußball-WM-Finales Deutschland  gegen Argentinien.

 


Als Fazit bleibt die Erinnerung an drei herrliche Tage bei gastfreundlichen Menschen in einem wunderschönen Landstrich Tirols. Der Besuch der Kramsacher Musikanten beim 62. Balzhofener Pfingstmusikfest legte den Grundstein einer neuen Partnerschaft. Der Ausflug der Balzhöfner zum Kramsacher Jubiläumsfest festigte und vertiefte die Partnerschaft soweit, dass nun mit Fug und Recht von einer neuen Freundschaft gesprochen werden darf. Die Musikerinnen und Musiker aus Balzhofen blicken begeistert und dankbar auf diese drei Tage zurück. Wann immer wir in Zukunft „Dem Land Tirol die Treue“ spielen, werden wir mit Freude an Kramsach denken. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

 


Bernd Lienhart